Ratgeber "Multifunktionsrollstuhl (Pflegerollstuhl, Rollstuhl für Schwerstpflegebedürftige)"
Multifunktionsrollstühle werden für schwerstpflegebedürftige Personen eingesetzt. Sie dienen vorwiegend dem längeren und bequemen Aufenthalt bzw. der Lagerung eines Pflegebedürftigen. Die Verstellung des Rollstuhles und das Schieben werden meist von einer Hilfsperson übernommen. Ein selbständiges Fahren des Nutzers ist aufgrund des hohen Rollstuhl-Gewichts (25 – 45 Kilogramm) schwierig.
Ein Schieben im Außenbereich ist möglich, doch beschwerlich. Der Pflegerollstuhl besteht meist aus einem starren Rohrrahmen. Sitz und Rückenlehne sind fest und gepolstert. Beide Einheiten sind in der Neigung verstellbar. Die Sitzkantelung (Winkelverstellung der gesamten Sitzeinheit) und Rückenlehnverstellung wird von einer Hilfsperson manuell über Gasdruckfedern betätigt. Eine verstellbare Kopfstütze bietet dem Rollstuhlnutzer zusätzliche Unterstützung. Höhenverstellbare, gepolsterte Armauflagen erhöhen die Sitzstabilität. Die Seitenteile können zum Transfer abgenommen oder weggeklappt werden. Die Fußstützen mit Wadenpolster sind abnehmbar und hochschwenkbar (zur Hochlagerung).
Die Multifunktionsrollstühle sind meist mit Greifreifen (20 – 24 Zoll) oder teilweise auch mit 16 Zoll-Hinterrädern (nähere Informationen siehe Schieberollstuhl) und kleineren Lenkrädern ausgestattet. Gebremst werden kann der Rollstuhl über eine Feststellbremse am Greifreifen und über eine Trommelbremse für die Begleitperson, welche an den Schiebegriffen befestigt ist. Durch verschiedene Ausstattungsvarianten und Zubehörteile sind diese Rollstühle auf die behinderungsbedingten Anforderungen des Nutzers gut anpassbar.
Hilfsmittelbeispiele
Zur Illustration der im Ratgeber "Hilfsmittel für die häusliche Pflege" beschriebenen Gegenstände verwendet Barrierefrei Leben e.V. neben eigenen Fotos Bildmaterialien von Dritten (z.B. Vereinen, Verbänden, Herstellern und Händlern). Die Darstellung und Nennung von Produkten und Herstellern dient ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Empfehlung dar. Es wird kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben. Barrierefrei Leben e.V. verkauft keine Produkte!
Für schwerstpflegebedürftige Personen geeignet, bei denen die Sitz- und Liegeposition im Rollstuhl regelmäßig verändert werden muss.
Unterschiedliche Größen: Es gibt unterschiedlich große Modelle, die meist über eine Einstellbarkeit in Sitzbreite und Sitztiefe verfügen. So können alle Personenkreise abgedeckt werden (von kleinen Menschen bis zu schwergewichtigen Menschen). Dementsprechend sind auch die Rückenlehnen unterschiedlich hoch.
Gewicht: je nach Modell, Größe und Ausstattung zwischen 17-45 kg
Rahmen: starr (meist mit umklappbarer Rückenlehne) oder faltbar
Verstellmöglichkeiten: Meist manuell über eine Gasdruckfeder (durch eine Hilfsperson), aber auch mit elektrischer Verstellung erhältlich.
Rückenlehne: Gepolstert und winkelverstellbar, kann je nach Modell bis 30° zurückgeneigt werden, die Rückenlehne gibt es mit einer einstellbaren Rückenlehnbespannung (einstellbare Klettbänder) oder einer Kunststoffschale.
Sitzeinheit: Ist gepolstert, je nach Dekubitusrisiko (Risiko eine Druckstelle zu bekommen) kann der Sitz auch mit einem speziellen Antidekubituskissen ausgerüstet werden (nähere Informationen dazu siehe Sitzkissen gegen Dekubitus). Je nach Modell kann der Sitz bis zu 25° gekantelt werden (Sitzfläche schräg nach hinten stellen).
Armlehnen: unterschiedliche Längen, Formen und Polsterungen möglich, meist höhenverstellbar, wegschwenkbar oder abnehmbar.
Beinstütze: Winkelverstellbar und hochschwenkbar und mit Wadenpolstern ausgestattet. Zum Transfer wegklappbar und/oder abnehmbar.
Fußstütze: zweiteilig oder auch als einteiliges Fußbrett erhältlich, hochklappbar.
Kopfstütze/Nackenstütze: unterschiedliche Formen und Einstellmöglichkeiten.
Der Rollstuhl muss an die persönlichen Bedürfnisse des Nutzers angepasst werden. Die Sitzbreite, Sitzhöhe, Sitztiefe und Rückenlehnhöhe werden deshalb von einem Sanitätshausmitarbeiter ausgemessen, außerdem sollte die Wahl der Zubehörteile abgesprochen werden.
Das Schieben im Außenbereich kann aufgrund des Rollstuhl- und Nutzergewichts sehr beschwerlich sein. Zur Pflegeerleichterung kann dann ggf. eine Schiebe- und Bremshilfe für den Rollstuhl beantragt werden (nähere Informationen siehe Schiebe- und Bremshilfe).
Ergänzend zu den Ratgeberinformationen finden Sie hier Links zu Videos bei YouTube. Die Links dienen ausschließlich Informationszwecken und stellen keine Empfehlung dar. Gerne können Sie uns einen Vorschlag zur Einbindung eines weiteren Videos machen. Bitte senden Sie den entsprechenden Link an info@online-wohn-beratung.de. Besten Dank!
Wenn Sie gesetzlich versichert sind: Einige Multifunktionsrollstühle / Pflegerollstühle (Produktgruppe Behinderten- und Krankenfahrzeuge, auch mit Greifreifen oder als Schieberollstuhl) sind im Hilfsmittelverzeichnis der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) aufgeführt. Liegt ein Rezept von einem Arzt vor, kann das Hilfsmittel von der Krankenkasse finanziert werden.
Wenn Sie privat versichert sind: Bei Vorliegen einer ärztlichen Verordnung (Privatrezept) können die Kosten für das Hilfsmittel von der Privaten Krankenkasse (PKV) erstattet werden, wenn dies im Versicherungsvertrag vereinbart wurde. Bitte fragen Sie vorher gegebenenfalls bei Ihrer Privaten Krankenkasse nach. Die Kostenerstattung für Pflegehilfsmittel erfolgt wie bei der gesetzlichen Pflegekasse.